Die Wette
Begonnen hatte alles im Frühjahr 2011. Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe bot Ortsbürgermeister Achim Ramseger im Hinblick auf den bevorstehen 140. Geburtstag der Oberwambacher Kirche eine Wette an.
Die Wette hatte folgenden Wortlaut: „Wetten, dass du es nicht schaffst, zum Festgottesdienst am 23. Oktober 140 Oberwambacher Bürger, auch ehemalige Einwohner, in der Kirche zu versammeln!“
Selbstverständlich nahm Ortsbürgermeister Ramseger die Wette an. Als Wetteinsatz bot Pfarrer Triebel-Kulpe an, im November und Dezember, jeweils vom Pfarrhaus in Almersbach nach Oberwambach zum Gottesdienst und wieder zurückzugehen, wie es der Pfarrer 140 Jahre zuvor auch musste.
Der Wetteinsatz von Achim Ramseger wurde nach längerem Zögern Anfang September bekannt. Mitglieder des Gemeinderates hatten die Idee, ihren Bürgermeister singen zu lassen. Als Kulisse war schnell der ehemalige Oberwambacher Steinbruch gefunden, auf dem seit neuestem ein Floß schwimmt.
Am 23. Oktober kam es schließlich wie es kommen musste. Es kamen nicht genügend Oberwambacher Bürger in den Gottesdienst. Obwohl die Kirche bis zum letzten Platz gefüllt war, wurden nur etwa 125 Oberwambacher gezählt. Achim Ramseger musste seine Wettniederlage eingestehen.
Weil doch recht viele Gottesdienstbesucher in der Kirche waren, löste Pfarrer Triebel-Kulpe die Hälfte seines ursprünglichen Wetteinsatzes ein. Mit etlichen Begleitern, darunter auch Achim Ramseger, marschierte er an einem kalten Sonntagmorgen zur Kirche nach Oberwambach. An der Gemarkungsgrenze erwarteten ihn zahlreiche Oberwambacher und begleiteten ihn zur Kirche. Der Rückweg lief genauso ab, wobei es noch einen Stopp mit wärmenden Getränken gab.
Der Wetteinsatz sollte schließlich am 16. September 2012 eingelöst werden.
Vor dem Event fand bei strahlendem Sonnenschein, am Steinbruch erstmals ein evangelischer Gottesdienst statt, geleitet selbstverständlich von Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe. Musikalisch umrahmt wurde die Feier durch die Bläserfamilie Kowalski aus Amteroth. Joachim Triebel-Kulpe ließ es sich selbstverständlich nicht nehmen, die Predigt von dem Floß aus zu halten. Etwa 160 Gottesdienstbesucher zeigten sich von der etwas anderen Kirche stark beeindruckt.
In einer kurzen Ansprache stellte der Ortsbürgermeister die Bedeutung der Veranstaltung für die Dorfgemeinschaft heraus. Viele Hände hatten bei der Vorbereitung dieses besonderen Festes geholfen und es damit erst ermöglicht. Aber auch bei den Nachbargemeinden sah er den Ruf Oberwambachs noch einmal bestätigt und hörte schon die üblichen Bemerkungen: „Die Wännmer Heineren machen jedes Joar neue Steckelcher“!
Nach den Dankesworten, insbesondere an Diejenigen, die am 23. Oktober nicht in der Kirche waren und damit diesen Event erst ermöglicht hatten, ging es los.
Achim Ramseger, der von sich sagt, dass er absolut nicht singen kann, stellte sich der Herausforderung. In Absprache mit Pfarrer Triebel-Kulpe hatte er sich fast professionelle Hilfe zum Singen geholt. Susanne Steinhauer und Nadja Schmidt begleiteten ihn auf das Floß, um das Lied „Amazing Grace“ vorzutragen. Als besondere Überraschung erschien noch Dudelsackpfeifer Freddy the Piper, der die drei Flößer musikalisch unterstützte.
Die Darbietung war nach vier Strophen des Liedes beendet und die Akteure, inklusive des Ortsbürgermeisters, erhielten von nunmehr fast 200 Zuhörern einen donnernden Applaus.
Nach der (fast) gelungenen Gesangseinlage blieben die Oberwambacher noch bei kühlen Getränken und Würstchen vom Grill in geselliger Runde zusammen.
Nach Meinung aller Beteiligten und der Gäste war „Die Wette“ eine gelungene Veranstaltung am Steinbruch in Oberwambach, der sich als Hintergrund für weitere attraktive Events empfiehlt.
Achim Ramseger